Wo entsteht Lebendigkeit in Organisationen?

In vielen Organisationen wird viel gesteuert, kontrolliert und geregelt. Strukturen, Prozesse, Maßnahmen – alles soll in geordneten Bahnen verlaufen. Doch was, wenn genau das uns daran hindert, das zu entdecken, was bereits stark, lebendig und voller Kraft ist?

Ich glaube, dass wir in Organisationen mehr darauf achten sollten, wo bereits Energie und gute Lösungen entstehen – und diese Räume bewusst stärken. Wo zeigen sich Kraft und Lebendigkeit von selbst? Wo sind Felder, die nicht durch starre Vorgaben begrenzt sind, sondern sich frei entfalten dürfen? Wo können Menschen ihre Stärken entdecken und ausleben?

Das bedeutet aber nicht: Laissez-faire, wir lassen mal alles laufen. Und es heißt auch nicht, dass Strukturen unwichtig sind. Im Gegenteil. Es braucht Klarheit darüber, wo ein gemeinsamer Rahmen hilfreich ist – und wo bewusst Offenheit gehalten werden kann. Nicht alles muss sofort definiert, entschieden oder geregelt werden. Manchmal geht es darum, den Raum offen zu lassen, Unsicherheit auszuhalten und präsent zu bleiben.

Und genau hier liegt die Herausforderung: Offenheit und Nicht-Wissen können Unsicherheit auslösen. Unser erster Impuls ist oft, schnell Klarheit zu schaffen, zu definieren, zu steuern. Doch was wäre, wenn wir Unsicherheit nicht als Problem sehen, sondern als Teil eines lebendigen Prozesses?

Vielleicht ist das beste Gegenmittel gegen Unsicherheit nicht Kontrolle, sondern Vertrauen, Präsenz, in Beziehung gehen, der Freude folgen.

Auch in Meetings und Workshops zeigt sich das: Wenn die Agenda zu starr ist, bleibt wenig Raum für das, was sich wirklich zeigen will. Wenn wir aber Platz für organische Entwicklungen lassen, entstehen oft die wertvollsten Gespräche und Impulse. Deshalb frage ich am Ende von Workshops nicht nur: Welche Maßnahmen nehmen wir mit? Sondern auch: Welche Idee macht euch Freude? Wo spürt ihr Energie? Denn oft liegt genau dort der Schlüssel für echte Wirksamkeit.

Menschen, die mutig genug sind, nicht nur zu steuern, sondern Räume für kraftvolle Entwicklung zu öffnen, machen oft die besten Erfahrungen. Es braucht Vertrauen, das Steuer manchmal loszulassen – und eine neue Form der Aufmerksamkeit.

Darf Energie, darf Freude ein Kriterium für Entscheidungen sein? Ich meine: Ja. Und ich bin überzeugt, dass genau dort echte Lebendigkeit und nachhaltige Wirkung entstehen.

Wie siehst du das? Wo erlebst du in deiner Arbeit Kraft und Lebendigkeit – und wo vielleicht zu viel Steuerung? Und wie gehst du mit Unsicherheit um?